PAGVS NELETICI ET NVDZICI oder ausführliche diplomatisch historische Beschreibung

PAGVS NELETICI ET NVDZICI oder ausführliche diplomatisch historische Beschreibung des zum ehemaligen Primat und Erz – nunmehr aber den westphälischen Friedens Schluß fecularifirten Herzogtum Magdeburg gehörigem Saal – Kreise

Johann Christoph von Dreyhaupt

1755

Das 5 Buch. Vom Amte Brachwitz

§1

Das Amt Brachwitz ist vormals ein Rittergut gewesen, so das Adelige nunmehr ausgestorbene Geschlecht derer von Zimmern (von welchem hinten in der Beylage B die Geschlechts-Tabelle No. 186 nachzusehen) einige hundert Jahr besessen hat. Massen Ao.  1467 Herrmann von Zimmern von Erzbischoff Johanne in Lehn gereicht worden, ein Sattelhof und 5 Hufen Landes und 3 Werder mit ihren Zubehörungen zu Brachwitz, und das Dorff Brachwitz mit Gerichte und Rechten über Hals und Hand und 13 Höfe daselbst im Dorffe und 12 Hufen Landes Bauer-Guths, daran er Lehnend Zinse hat, und Fischerey in dem Wasser, die zu dem Hofe gehöret. Einen Werder auf der Schore, das Dorff Löbnitz mit Gerichte und Rechten, und mit 12 Hufen Zinsguts und 2 Werdern und das Kirch

19. Brachwitz, ein Dorff, Amt und Pfarrkirche

liegt anderthalb Stunden von Halle gegen Mitternacht hinter Trote, und drittehalb Stunden von Wettin an der Saale lohnweit des wettinischen Weges linker Hand, gehört mit Ober- und Untergerichten, Lehnen und Diensten zum ehemaligen Rittergute und jetzigen königlichen Amte Brachwitz davon pag. 862 gehandelt, und hat 33 Feuerstellen, eine Schmiede und Schencke, so das Bier vom Amte nehmen muß. Die Lage desselben ist sehr anmutig, die Luft sehr rein, so daß der Ort 1682 von der Pest verschont geblieben, und die Brunnen Wasser vortrefflich und überaus gesund, der Ackerbau aber mittelmäßig, jedoch soll der schönste und beste Roggen in der ganzen Gegend, weil er dünnhülsig und Mehlreich, allhier gebauet werden. Die Gegend ist bergigt mit Felsen und Steinbrüchen, mit Kupfer- und Silber – haltigen armen Schiefern, und heissen die Feld-Marcken die Brachwitzer, Schwarz, Schobelitz und Lüttenauer Marcke, in welchen letztern vor langen Jahren Dörffer gestanden, und die Rudera noch davon zu sehen sind.

§2

Die Pfarrkirche ist sehr alt, aber weil die Documenta im Feuer mit aufgegangen, unbekannt, welchem Heiligen sie gewidmet, und davon wem sie den Rahmen führte; weßhalb auch nicht angezeigt werden kann, wer der erste Evangelische Prediger gewesen, und wer ihm bis zu Anfang des XVII Seculi im Amte gefolget sen; nachher finden sich

1) Andreas Beschelius 1613

2) Johann Schindler 1639

3) Johann Sonnenfelder von 1646 bis 1678

4) Sein Sohn gleichen Namens, ward ihm substituiert und lebte bis 1680

5) M. Johann Adam Anacker von 1681 bis 1701

6) Christoph Haue 1702 ward 1712 Pastor zu Gimritz

7) Gottlieb Lebrecht Belau, 1712, ward 1715 nach Ottersleben versetzt

8) Petrus Paulus Wittrich, Pastor Ottersleben, anhero versetzt 1715, starb in der Fasten 1730.

Ein mehrers von diesem Orte siehe unter dem Titel: Amt Brachwitz.

 

Quelle: https://books.google.de/books?id=jjdPAAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=PAGUS+NELETICI+ET+NUDZICI&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjpmZeSpJ3iAhXewAIHHQ0FD3kQ6AEIPjAD#v=onepage&q&f=false