Wanderungen durch den hallischen Stadt- und Saalekreis

1881 – Chronik für Heimatkunde für Schule und Haus

  1. Teil – Seite 110 bis 112

Eduard Meißner

  1. Amtsbezirk Brachwitz

Brachwitz hatte vor 100 Jahren 33 Feuerstätten, jetzt 80. 1877 waren 619, jetzt sind 600 Einwohner vorhanden. Es befindet sich hier eine Kirche, eine Schule. Die Domäne hat 24 Einwohner. Dreyhaupt sagt in seiner Chronik: Die Lage desselben ist sehr anmutig, die Luft sehr rein, so daß auch der Ort 1682 von der Pest verschont geblieben und die Brunnenwasser vortrefflich und überaus gesund, der Ackerbau aber mittelmäßig, jedoch soll der beste und schönste Roggen der ganzen Gegend hier wachsen, da er dünnhülsig und Mehlbreien ist. Die Gegend ist bergig, mit Felsen, Steinbrüchen, mit kupfer- und silberhaltigen armen Schiefern und heißen die Feldmarken, die Brachwitzer, Schwartz, Schobelitz und Lüttkenauer Feldmarke, in welchen letztern vor langen Jahren Häuser gestanden und die Rubera noch zu sehen sind.

Brachwitz liegt dicht an der Saale, in den Porphyrbergen, seine Brunnen sind meist salzhaltig, und auch vor dem Teiche setzt sich bei trockenen Wetter Salz ab. Weil viele Porphyrkuppen zu Tage treten, darum ist der Ackerbau mittelmäßig. In Jahre 1866 hat die Cholera den Ort heimgesucht. Der Durchbruch der Saale auch die Brachwitzer Felsen bietet einen prächtigen Anblick und schöne Punkte dar, besonders den Lindenberg, den Trompeter (fast Lettin gegenüber) und die Klinken. Von Kupfer- und silberhaltigen Schiefern ist nichts bekannt, dagegen ist in der Klinke ein Steinkohlelager, das jedoch nicht abgebaut wird, da es nicht mächtig genug ist. Die alte Kirche ist vor dem 30-jährigen Kriege gebaut und hat als ganz besondere Eigentümlichkeit einen Keller unter dem Altar, der früher vom Lehrer benutzt worden ist, da derselbe in der frühern Wohnung keinen besaß. Die im Dorfe liegende Domäne war vormals Rittergut; es Gehörtees gehörte mehrere Jahrhunderte den Herren von Zimmern. 1467 hat es Herrmann von Zimmern vom Erzbischof Johann als Lehn erhalten und zwar einen Sattelhof, 5 Hufen Land und 3 Werber, auch die Gerichtsbarkeit über Hals und Hand vom Dorfe, das 13 Höfe und 12 Hufen Land hatte, ist ihm gegeben. Valentin von Zimmern, der 1573 gestorben, hat das Gut geteilt und seinem Sohne zweiter Ehe, Herrmann, den Unterhof, die jetzige Schäferei, und den Oberhof, seinem Sohne Valentin gegeben. Es hieß nun der Oberhof der Valentinische und der Unterhof der Herrmannische Hof. Zum Unterhof gehörten etliche Ritterhufen, das Schellnersche Bauerngut, die Schwarzmarkt und die Hälfte der Gerechtigkeit von Brachwitz. Herrmann machte Schulden, dazu brannte beim Ausbrennen eines Kellers 1603 der Unterhof und mit ihm das ganze Dorf samt dem Oberhofe ab. Die Kirche ist erst 1617 wieder aufgebaut. Zur Entschädigung mußte Herrmann an den Oberhof 2 Hufen Land abtreten. Weil ihm das Geld zum Aufbau fehlte, darum verkaufte er den Unterhof an Heinrich von Trotha auf Krosigt. Ungefähr 1670 starb auf dem Oberhofe das Geschlecht der Herren von Zimmern aus und der Besitz fiel an August, den Administrator des Herzogtums Magdeburg, der es seinem Kanzler schenkte. 1703 kam der Unterhof als lediges Lehen an den König von Preußen und 1705 der Oberhof. Der König legte beide Höfe zusammen und machte ein Königliches Amt daraus, dem die Gerichtsbarkeit über Hals und Hand zustand, wie auch der beim Dorfe liegende Galgenberg andeutet. Zur Zeit ist das Amt eine Domäne, deren Pächter das Amt eines Amtsvorstehers verwaltet.

Als wüste Dorfstätten sind zu nennen Schoblitz, Schiepzig gegenüber, Lüttenau, das an Schoblitz und Döblitz grenzt, Schwerz auf der Höhe und Hiltendorf bei Morl. Von Schoblitz hat der Kirchhof bis zur Separation gestanden, dann ist die Dorfstätte an das Am gekommen, welches vor 3 Jahren die Grundmauern gehoben hat. Man will hier noch von einem Dame durch die Saale Wissen, an dem die Mühle gestanden haben soll. Auch von Lüttenau, Salzmünde gegenüber, sollen Überreste bis in unsere Zeit gesehen worden sein. Auf dem Acker nach Morl steht ein Stein, bei dem ein Hügel mit Urnen sich befunden hat.

Das Dorf Friedrichschwerz, das 1875 – 286 Einwohner hatte und 328 besitzt, ist nach Brachwitz eingepfarrt; es wurde 1776 von Friedrich dem Großen als Arbeiterkolonie für das Amt Brachwitz gegründet. Die Bewohner haben sehr wenig Acker, können sich auch keinen kaufen, da die Domäne Brachwitz das Dorf einschließt; zur Zeit finden sie besonders in Salzmünde Arbeit. Friedrich der Große schenkte der Gemeinde eine Agende, obschon keine Kirche da war. Das Dorf ist auf der wüsten Dorfstätte Schwerz erbaut, welche schon 1467 als Schwerzmarke erwähnt wird. Es läßt dies annehmen, daß die Hussiten diese und die angrenzenden Dörfer zerstört haben. Der Ort hat eine Schule.

 

Quelle: http://digital.bibliothek.uni-halle.de/hd/content/pageview/2318319